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Eine Auswahl von Beiträgen aus
»DER EHEMALIGE UND DIE FRIESENSCHULE«


»Der Ehemalige und die Friesenschule« war unsere Schülerzeitung. Sie wurde in Zusammenarbeit mit dem »Verein Ehemaliger Mittelschüler, Leer« von Schülern und Lehrern der Friesenschule herausgegeben. Das in der Regel 24 Seiten umfassende Blatt mit den phantasievoll gestalteten Titelbildern erschien viermal pro Jahr. Es gibt auch heute noch lesenswerte Einblicke in den damaligen Schulalltag, in den Beiträgen spiegeln sich Zeitgeschehen und Lebensgefühl der späten 50er, frühen 60er Jahre.

Manche damals eher belanglose Randnotiz ist erst aus heutiger Sicht von Interesse. So heißt es in Ausgabe I/1963 in einer Nachlese zum traditionellen »Festival des Wiedersehens« des Vereins Ehemaliger Mittelschüler: „Aushilfskomiker Dall wagte sich in einer Drei-Minuten-Show erneut auf die Bühne bzw. vors Mikrofon. Das Publikum sparte nicht mit Beifall, als er im Twistrhythmus sein neuestes Gedankengut in den Saal schleuderte.“

Sein poetisch-humoristisches Talent hatte der „Aushilfskomiker" schon Jahre zuvor unter Beweis gestellt, als er zu der Ausgabe IV/1957 das folgende Gedicht beisteuerte:


DIE FRIESENSCHULE

Abseits gelegen am Rande der Stadt,
die für Schule und Bildung was übrig hat,
steht unsere Schule, romantisch und schön,
wohin an die fünfhundert Schüler gehn.

Die Flure sind zu schmal für 480 Schüler,
was machen wir nun, da drängeln wir lieber.
Haben wir gedrängelt, war'n wir auf'm WC,
da klingelt's schon wieder, ach herrje!

Ich sitze auf 'ner Bank in Klasse vier.
Ist das denn heut noch 'ne Manier?
Ich krümme die Beine, es knarrt und poltert,
ich stell se in den Gang, daß ein andrer drüber stolpert.

Ganz oben auf dem Boden über dem Flur
stehn die Gläser von Herrn Robras Flohkultur.
Diese Flöhe leben nicht so beengt wie wir,
sie haben es besser - als wertvolle Tier'.

Das Gebäude ist zu klein, das du es weißt,
und beherbergt dabei doch so viel Geist!
Er braucht nun mal Raum, um sich zu entfalten
bei den kleinen wie auch den großen Gestalten.

Ihr führenden Männer, kommt her und seht,
welch dichtes Gedränge hier entsteht!
Die Stadt, sie tut für die Jugend eine Menge,
sie wird auch uns befreien aus dieser Enge.

Nachdruck mit freundlicher Genehmigung von Karl Dall
Den Originalabruck in der OZ dokumentieren wir auf unserer PRESSE-Seite


Karrieren wie die eines Karl Dall sind uns zwar versagt (erspart?) geblieben, doch auch wir werden beim Stöbern in der Gedankenwelt unserer Schulzeit so manche humoristische Note zutage fördern. Denn vieles, was wir damals dem «Ehemaligen» anvertrauten, regt heute zum Schmunzeln an. Anderes wiederum mag durchaus auch nachdenklich stimmen, wenn wir heutige Standpunkte und Einschätzungen den Ansichten von damals gegenüberstellen.