Das Leben verteilt jetzt Zeugnisse…
60 FRIESENSCHÜLERINNEN UND FRIESENSCHÜLER WURDEN FEIERLICH VERABSCHIEDET


Ein Boot fährt erst dann gut, wenn es richtig beladen ist. Dies sagte Konrektor Memming in seiner Abschiedsrede zu den 60 Schülerinnen und Schülern der Friesenschule, die mit dem gestrigen Tag ihre Schulzeit beendeten. Der Schüler wisse noch nicht, was er auf seinem Lebensweg an „schweren Lasten” zu tragen habe, jedoch stehe fest, daß ihm nicht allein Bildung und Lebenstüchtigkeit das Fragen erleichtern werden, sondern die Bewährung, der Wille zur Beständigkeit und Ausdauer. Sie fordern von jedem Schüler Charakter, und so bleibe denn das erzieherische Resultat der Schulzeit lediglich Voraussetzung für den weiteren Weg.

Zu den Gästen der Abschiedsfeier gehörten Bürgermeister Uebel und Schulrat Gerdes sowie Vertreter des Vereins der ehemaligen Mittelschüler und der Elternschaft. Zudem hatten sich neben den beiden Klassenlehrern der Abschied nehmenden Schüler, Konrektor Memming und Helmut Sodtalbers, auch die anderen Lehrer eingefunden, um bei der feierlichen Stunde anwesend zu sein. Bevor jedoch Rektor Raackow die erlösenden Schlussworte sprach und die Zeugnisse ausgegeben wurden, lieferten die Schüler unter Leitung von Konrektor Memming ein Programm, angeführt von Liedern und Sätzen des ausgezeichneten Schulchors sowie mehreren Gedichten. Ohne Pathos, jedoch viele ehrliche Worte des Dankes und der Freude, das waren die Zeichen, die über dieser Feier standen. Sie zeigten sich in Lied, Gedicht und den Ansprachen, die von Konrektor Memming, Bürgermeister Uebel, dem ehemaligen und dem jetzigen Schulsprecher, sowie von einem Vertreter der Ehemaligen gehalten wurden.

Diese Stunde, in der es Abschied nehmen heiße, sagte Memming, sei für den Lehrer am schwierigsten. Er sehe noch einmal seine Schüler geschlossen beisammen, die er auf einem Teil ihres Lebensweges begleitet, vielleicht auch entscheidend geformt habe. Er betrachte sie wie ein Gärtner, der nun die lebenstüchtigen, jedoch gegen die Fährnisse des Lebens noch nicht vollständig gewappneten „Pflänzchen” aus seiner Obhut entlasse.

Man sei als Schüler nun hochgestimmt und tatendurstig, so daß sich bei diesem Anblick auch im Herzen des Schulmeisters ein Glücksgefühl bemerkbar mache. Der Schüler möge bedenken, dass er nun vom Suchenden zum Entschiedenen werden müsse, denn Entscheidung bedeute, dass man an etwas glaube, und dieser Glaube trage viel zur richtigen Lebensführung bei.

Der jetzige Sprecher der Friesenschule, Johann Zimmermann, wünschte den nun ehemaligen Schülerinnen und Schülern auf ihrem Lebensweg das Beste; sein Vorgänger, der „in Ehren aus dem Dienst geschiedene“ Rüdiger Kipsch, verglich den Lebensweg mit einer Straße, auf der es manche schlechte Stelle zu umfahren gebe. Bisher, so habe man als Schüler gedacht, seien die Pauker die „Schlaglöcher” gewesen. In Zukunft müsse man jedoch daran denken, daß es mit den schlechten Wegstrecken nicht aufhöre. Wenn man dabei einmal ins Schleudern gerate, dann solle man sich erinnern, daß das „Auto” eine Bremse besitzen.

Bürgermeister Uebel sprach dann zu den Schülern. Den Verbleibenden gab er die Hoffnung mit ins nächste Schuljahr, daß man die übernächste Abschlussfeier im neuen Gebäude feiern werde.

LEERER NACHRICHTEN
16. MÄRZ 1963